Aufarbeitung von Machtmissbrauch
Die DPSG will Verantwortung für Machtmissbrauch in ihrer Vergangenheit übernehmen und positioniert sich deutlich zu dieser Thematik – insbesondere mit dem Fokus auf Formen sexualisierter und spiritualisierter Gewalt. Der Verband sieht sich in der Pflicht, Erfahrenen* ehrlich zu begegnen, ihnen zuzuhören und ihren Sichtweisen und Bedürfnissen Gehör zu verschaffen.
Erfahrene
*Ende 2021 haben sich Betroffene gemeinsam dafür ausgesprochen, zukünftig Erfahrene genannt zu werden. Dieser Begriff wird positiver wahrgenommen, da er die Ressourcen der Personen betont und sie aus der Opferrolle herausholt. Die Kraft und Stärke der Erfahrenen soll im Mittelpunkt stehen.
Kein Platz für Machtmissbrauch
Nicht zuletzt die zahlreichen und erschütternden Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche verdeutlichen mehr denn je, dass Schutzräume von Kindern und Jugendlichen missbraucht werden können. Wir als DPSG möchten unserer Verantwortung gerecht werden, sichere Schutzräume bieten und diese immer wieder überprüfen. Seit vielen Jahren arbeiten wir deshalb an der Prävention von sexualisierter Gewalt und wollen so die Kinder und Jugendlichen bestmöglich schützen. Um dieser Aufgabe zukünftig noch besser gerecht zu werden, hat die 87. Bundesversammlung beschlossen, einen gesamtverbandlichen Aufarbeitungsprozess zum Thema Machtmissbrauch zu starten.
berta – Beratung und telefonische Anlaufstelle
Tel.: 0800-30 50 750 (kostenfrei und anonym)
E-Mail: beratunghilfetelefon-missbrauch.de
Was ist Aufarbeitung?

Aufarbeitung versucht zu klären, wie es zu Machtmissbrauch in Institutionen kommen konnte. Unser Aufarbeitungsprozess soll insbesondere die Fragen klären, ob es Strukturen gab, die Machtmissbrauch begünstigt haben, ob unsere Verbandskultur dazu beigetragen hat und warum Kindern und Jugendlichen nicht geglaubt wurde, wenn sie sich an Erwachsene wandten. Die Erkenntnisse, die wir aus der Beantwortung dieser Fragen gewinnen, sollen dazu beitragen, die DPSG zu einem sichereren Ort für alle Mitglieder zu machen.
Austausch für Erfahrene
In diesem Jahr wird es zwei Erfahrenen-Foren geben, die einen Austausch ermöglichen sollen.
Wer ist im Beirat?
Der Beirat soll aus 17 Menschen bestehen, die die gesamte Arbeit rund um den Aufarbeitungsprozess kritisch begleiten werden. Er ist sozusagen die Verbindung zwischen dem externen Aufarbeitungsteam und der DPSG.
Die Mitglieder des Beirats erarbeiten zum Beispiel eine Ausschreibung, mit der das Aufarbeitungsteam gesucht werden soll, und wählen anschließend ein Team aus. Im weiteren Verlauf geben sie Tipps für den Prozess und unterstützen dabei, die Erkenntnisse in den Kontext der DPSG einzuordnen. Abschließend entwickelt der Beirat Empfehlungen, wie mit den Ergebnissen des Teams weitergearbeitet werden soll und wie man die DPSG sicherer gestalten kann.
Der Beirat stellt sich vor

Annika Daiker
Funktion im Beirat:
Vertretung der Stammesebene
Meine Stationen in der DPSG:
Ich bin seit 2017 Mitglied im Stamm St. Martin in Hechingen und war 2018 Delegierte für die Roverstufe auf Diözesanebene in Freiburg. Von 2019 bis 2020 habe ich ein FSJ im Diözesanbüro in Freiburg gemacht und bin seit 2020 Roverreferentin im Bezirk Hohenzollern. Von 2018 bis 2020 habe ich auch im Vorbereitungsteam im Bereich Öffentlichkeitsarbeit für das FarbenmEEHr2020, also das Ringelager in Baden-Württemberg, mitgearbeitet. Das Lager konnte aber wegen Corona leider nicht durchgeführt werden.
Darum bin ich Teil des Beirats:
Das Thema Aufarbeitung ist einfach super wichtig und geht uns leider alle irgendwie etwas an, egal auf welcher Ebene wir aktiv sind. Ich habe für mich beschlossen, dass ich aktiv an dem Prozess mitarbeiten und meine persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen einbringen und weitergeben möchte.

Josef Niehaus
Funktion im Beirat:
Vertretung ehemaliger DPSGler*innen
Meine Stationen in der DPSG:
Ich durfte in einer Zeit des Aufbruchs in der DPSG und für die DPSG verantwortungsvolle Leitungsaufgaben übernehmen: 1973 bis 1976 Diözesanvorsitzender in Paderborn, 1976 bis 1981 stellvertretender Bundesvorsitzender, 1983 bis 1988 Bundesreferent für die Roverstufe und 1989 bis 1990 verantwortlicher Redakteur der Verbandszeitschrift ENTWÜRFE.
Darum bin ich Teil des Beirats:
Spirituellen und sexuellen Missbrauch wird es auch in der DPSG gegeben haben, umso dringlicher ist eine Aufarbeitung dessen geboten. Konkret wurde ich vom Vorstand des Bundesverbands der Freunde und Förderer informiert. Überrascht war ich angesichts der öffentlich gewordenen Missbrauchsfälle in den deutschen Bistümern nicht. Auch hatte ich in den Medien von dem unfassbaren Ausmaß sexuellen Missbrauchs bei den Boy Scouts of America gelesen. In Deutschland hatte der BdP vor Kurzem in einer Pressemitteilung die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs angekündigt.
Neben meiner über 30-jährigen kinder- und jugendpolitischen Tätigkeit als Geschäftsführer des Jugendrings Dortmund haben mich die facettenreichen Ideen und Projekte, Unternehmungen und Begegnungen im Rahmen meiner Leitungsaufgaben in der DPSG nachhaltig geprägt. So wünsche ich der DPSG, den Kindern und Jugendlichen, den engagierten Mitarbeitenden in den Stämmen vor Ort und den Verantwortlichen auf Bezirks-, Diözesan- und Bundesebene, dass sie den Leitspruch „Pfadfinder. Ein anderer Weg“ im positiven Sinne leben und erleben können: Gemeinschaft, Begegnung, Verantwortung, Mut, Abenteuer und Vertrauen. Deshalb muss die Aufarbeitung des Machtmissbrauchs in der DPSG ohne Wenn und Aber angegangen werden. Zum Wohle der Kinder und Jugendlichen, die sich uns anvertrauen.
von Christina Koch – Referentin der Bundesleitung