Der Synodale Weg – was ist das?

Erschienen am: 17. Juni 2021 in Blog
Im Vordergrund sitzen drei Menschen zusammen an einem Tisch und sprechen angeregt. Im Hintergrund sieht man weitere Tischreihen mit diskutierenden Menschen.
Von der Synode in Zusammenhang mit der katholischen Kirche habt ihr sicherlich schon einmal etwas gehört. Was sie mit der DPSG zu tun hat und warum auch Mitglieder aus der DPSG daran teilnehmen, erklären euch Finja und Viola.

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Von der Synode in Zusammenhang mit der katholischen Kirche habt ihr sicherlich schon einmal etwas gehört. Was sie mit der DPSG zu tun hat und warum auch Mitglieder aus der DPSG daran teilnehmen, erklären euch Finja und Viola.

Die katholische Kirche in Deutschland steckt in einer Krise. Die im Herbst 2018 veröffentlichte MHG-Studie, die sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz untersucht hatte, kam zu dem Ergebnis, dass die Themenfelder Machtmissbrauch, Sexualmoral und priesterliche Lebensform dringend bearbeitet werden müssten. Als Risikofaktoren wurden Intransparenz, Machtkonzentration, Absolutismus, Homophobie, unwissenschaftliche Sexualmoral, Klerikalismus, Zölibatspflicht, Männerbündische Machtstrukturen und die Nicht-Gleichberechtigung der Geschlechter genannt.

Syno-was?
Synodaler Weg – das bedeutet etwa „gemeinsamer Weg“ und ist der Zukunftsprozess der katholischen Kirche in Deutschland. Im Frühjahr 2019 haben Bischöfe Deutschlands erkannt, dass die Zeit reif für Reformen in der katholischen Kirche ist, und einen zweijährigen Prozess ins Leben gerufen, der offiziell am 1. Dezember 2019 begann. Dieser Weg soll sich mit der Frage nach einer zukunftsfähigen Kirche beschäftigen.

Was bedeutet „gemeinsamer“ Weg?
Konkret verhandelt und entschieden werden Reformideen in der Synodalversammlung, die aus 230 stimmberechtigten Personen besteht. Im Prinzip ist es wie eine sehr große Stammesversammlung, leider nicht so demokratisch wie wir es in der Pfadfinderei gewohnt sind. Die Mitglieder sind nur zum Teil demokratisch legitimiert und bilden auch nicht die Gesellschaft in Deutschland ab. So liegt zum Beispiel der Frauenanteil, genauso wie der Bischofsanteil, bei ca. 30%. In den zwei Jahren des Prozesses finden in halbjährlichem Abstand vier Versammlungen statt; die erste Ende Januar diesen Jahres, die nächste wird Anfang September 2020 sein.

Wie war die Stimmung in der ersten Syndonalversammlung?
Wir haben die Stimmung als sehr gut und offen wahrgenommen. Die Sitzordnung folgte dem Alphabet und war somit bunt gemischt. Somit war auch nach außen hin sichtbar, dass wir einen gemeinsamen Weg beschreiten und nicht zwischen Klerikern und Lai*inen trennen wollen. Viola saß daher beispielsweise zwischen Heiner Koch, dem Berliner Erzbischof und Peter Kohlgraf, dem Bischof von Mainz. Jedes Mitglied hatte die Möglichkeit, jederzeit einen Redebeitrag schriftlich einzureichen und kam dann auch an die Reihe. Die erste Hälfte der Versammlung war von den Beratungen und Abstimmungen zur Geschäftsordnung bestimmt, in der zweiten Hälfte wurden die Teilnehmenden dann inhaltlich auf den aktuellen Stand gebracht. Unterbrochen wurde die Versammlung immer wieder von Gebeten und spirituellen Impulsen.

Die Grafik zeigt die Besetzung der Synodalversammlung.

Worum geht es beim Synodalen Weg konkret?
Die in der Einleitung genannten Risikofaktoren, die die MHG-Studie benannt hatte, sollen in vier Themenbereichen angegangen und letztendlich minimiert werden. Die inhaltliche Arbeit findet in vier Foren statt, die aus jeweils etwa 35-40 Mitgliedern bestehen und die der Synodalversammlung Arbeitspapiere zur Diskussion und zum Beschluss vorlegen. Diese vier Foren sind: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, „Priesterliche Existenz heute“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. In erster Linie soll es immer um die Lösung struktureller Probleme gehen.

Das Bild zeigt Viola Kohlberger in DPSG-Kluft

Mein Name ist Viola Kohlberger, ich bin seit über 20 Jahren Pfadfinderin und seit Herbst 2018 Vorsitzende des Diözesanverbandes Augsburg. Ich bin gerne Mitglied der römisch-katholischen Kirche, sehe aber natürlich auch viele Probleme, die die Kirche zum Teil über Jahrhunderte aufgebaut und teilweise institutionalisiert hat. Als Mitglied der Synodalversammlung setze ich mich aktiv dafür ein, die strukturellen Probleme der Kirche in Deutschland zu erkennen und zu lösen. Ich bin überzeugt, dass die Amtskirche gut daran täte, beispielsweise die selbstverständlich in unserem Verband gelebte Demokratie auf all ihre Strukturen auszuweiten. Die Gleichberechtigung der Geschlechter wäre dann nur noch der nächste logische Schritt.

Viola Kohlberger

Wie können sich Nicht-Mitglieder einbringen?
Im Vorfeld der ersten Synodalversammlung gab es auf der offiziellen Homepage die Möglichkeit, die eigene Meinung zu den vier Forenthemen einzubringen. Ob es so eine direkte Beteiligungsform nochmal geben wird, ist nicht bekannt. Aber: Jede*r von euch ist eingeladen, über die Themen des Synodalen Weges mit Mitgliedern der Synodalversammlung ins Gespräch zu kommen oder auch in eigenen Gruppen zu diskutieren. Neben Finja und Viola sitzen noch viele weitere DPSGler*innen in der Synodalversammlung, außerdem alle Bischöfe Deutschlands und beispielsweise ein Mitglied des Diözesanrats jeder deutschen Diözese. 

Das Bild zeigt Finja Weber am Strand, im Hintergrund das Meer.

Mein Name ist Finja Miriam Weber und ich bin seit 13 Jahren bei den Pfadfinder*innen in Paderborn und habe mich schon als Roversprecherin in der Leiter*innenrunde engagiert. Des Weiteren bin ich viel auf Gemeindeebene aktiv und versuche in meinem Umfeld Kirche aktiv mit zu gestalten und zu einem Ort für viele zu machen. In meiner derzeitigen Gemeinde auf Wangerooge, die stark durch die Urlauberseelsorge geprägt wird, ist dies häufig schon sehr einfach. Doch vor allem aus meiner Zeit in Paderborn weiß ich, dass viele Strukturen der Kirche sehr verschlossen und hierarchisch sind. Als Mitglied der Synodalversammlung und des Synodalforum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ möchte ich versuchen, alte Strukturen aufzubrechen und unsere Kirche auf einen glaubwürdig zukunftsfähigen Weg zu bringen. Ich möchte für ein partnerschaftliches Miteinander, welches in unserem Pfadfinder*innenverband selbstverständlich ist, eintreten.

Finja Miriam Weber

Woher bekommt ihr weitere Informationen?
Wir werden uns bemühen, in regelmäßig erscheinenden Blogbeiträgen vom Synodalen Weg zu berichten und dort beispielsweise die inhaltlichen Bereiche des Prozesses vorstellen. Hier findet ihr ein tolles kurzes Video: https://www.youtube.com/watch?v=VwA3HPYevu0&feature=youtu.be und hier weitere Materialien und Infos des BDKJ: https://www.bdkj.de/themen/synodaler-weg/.


Die nächste Versammlung findet Anfang September statt und kann im Livestream verfolgt werden: https://www.synodalerweg.de/livestream/.
Viola hält euch auf ihrem Instagram-Account auf dem Laufenden: https://www.instagram.com/viola_kohlberger/.
Auch bei Pfingsten in Westernohe soll es einen Programmpunkt zum Synodalen Weg geben, bei dem wir persönlich ins Gespräch kommen können.

Wir laden euch gerne ein, uns beide zu kontaktieren, Fragen zu stellen und Impulse für die Synodalversammlung mitzugeben.