Pfadfinder*innen #StandwithUkraine – Zusammen für den Frieden
Um die Helfenden vor Ort zu entlasten, haben wir als DPSG kurzerhand ein Projekt ins Leben gerufen, das deutsche Freiwillige nach Polen schickt, um dort für eine Woche zu helfen.
Eine vorbereitende Reise
Um vorab einen Einblick in die Strukturen vor Ort zu bekommen und um auszuloten, wo und wie die Helfenden dort bestmöglich unterstützen können, hat sich ein kleines Team – darunter auch unsere Bundesvorsitzende Annka Meyer – im April auf den Weg nach Polen gemacht. Die erste Station war Krakau. In der Nähe des Bahnhofs hat das Team dabei geholfen, eine Notunterkunft für Menschen auf der Flucht zu errichten, und Brote für die Geflüchteten geschmiert.
Ihre Eindrücke schildern die Helfenden im Video:
Weiter ging es nach Przemyśl, direkt an die polnisch-ukrainischen Grenze. Dort unterstützte die Gruppe am Bahnhof die ankommenden Menschen aus der Ukraine bei ihrer Weiterreise. Neben Koffer tragen, Fragen beantworten und Essen verteilen haben die Pfadfinder*innen auch viele Gespräche mit Menschen auf der Flucht geführt.
Über ihre Erfahrungen in Polen hat Annka auch mit dem WDR gesprochen (ca. ab Minute 29):
Mit vielen Eindrücken von der Situation vor Ort und bewegenden Geschichten im Gepäck ging es für die Gruppe wieder zurück nach Deutschland – und für alle Beteiligten war klar: Wir müssen helfen!
Intensive Planung des Hilfsprojekts
Zurück in Neuss wurde ein Projektteam aus Ehrenamtlichen und hauptberuflich Mitarbeitenden des DPSG-Bundesverbands gegründet, das sich um Logistik, Kommunikation und organisatorische Dinge wie Versicherungen, Zugtickets und Unterbringung kümmert. Um sicherzustellen, dass die Teilnehmenden auch psychisch gut auf den Freiwilligeneinsatz vorbereitet sind, wurden Onlineschulungen konzipiert, die die Projektteilnehmenden auf den Einsatz vorbereitet haben, auch eine Nachbereitung fand online statt. Während des Einsatzes konnten sich die Freiwilligen bei Bedarf an eine Notfallhotline wenden, die von Seelsorgenden 24 Stunden pro Tag betreut wurde.
Die erste Gruppe Freiwillige startete am Ostersonntag, dem 17. April, zu einem Wocheneinsatz nach Polen. Seitdem fahren jede Woche Pfadfinder*innen aus ganz Deutschland in Gruppen von vier bis zehn Personen nach Polen. Die Gruppen treffen sich vorab in Berlin und fahren von dort gemeinsam mit dem Zug – je nach Einsatzort – weiter nach Krakau und/oder Przemyśl.
Einsatz in Krakau
In Krakau unterstützen die Freiwilligen am Bahnhof. Der Hauptbahnhof ist einer der größten Anlaufstellen in Polen für ukrainische Geflüchtete. Sie schmieren Brötchen, geben Tee, Kakao und Kaffee aus und verteilen Lebensmitteltüten für die weitere Reise.
In der Station haben die Teilnehmenden viele Helfer*innen aus der ganzen Welt kennengelernt. So wurde das Projekt gleichzeitig auch zum interkulturellen Austausch.
Einsatz in Przemyśl
In Przemyśl, direkt an der polnischen Grenze zur Ukraine, haben die deutschen Freiwilligen in 12-Stunden-Schichten am Bahnhof oder in einem Camp nur 100 Meter von der Grenze entfernt ausgeholfen.
Im Camp haben die Helfer*innen einen Stand der polnischen Pfadfinder*innen betreut und dort beispielsweise Tee und Kaffee an die ankommenden Menschen ausgeschenkt. In den warmen Räumen im Camp hatten die Geflüchteten die Möglichkeit, kurz zu verschnaufen, ihr Handy zu laden oder mit den Helfenden ins Gespräch zu kommen.
Während tagsüber zahlreiche Helfende vor Ort unterstützt haben, waren nachts nur sehr wenige Ehrenamtliche vor Ort, sodass die Pfadfinder*innen besonders nachts eine wichtige Unterstützung waren. Das Zelt der Pfadfinder*innen war das einzige, das nachts geöffnet hatte. Nur so hatten die Menschen zu jeder Zeit eine*n Ansprechpartner*in und konnten sich über Nacht dort ausruhen.
Die DPSGler*innen Carlos, Manuel und Almuth zeigen euch in den Videos den Stand der polnischen Pfadfinder*innen und erklären ihre Aufgaben.
Die Aufgabe am Bahnhof bestand darin, den ankommenden Menschen mit ihrem Gepäck beim Ein- und Aussteigen zu helfen, sie mit Essen und Trinken zu versorgen oder sie bei Fragen zur Weiterreise zu unterstützen.
„Egal ob Pfadfinder oder nicht, am Bahnhof in Przemyśl haben wir Helfende aus zehn verschiedenen Ländern getroffen. Auch wenn die Schichten anstrengend waren, hat es viel Spaß gemacht, als Team den Menschen bei ihrer Ankunft zu helfen, indem wir Koffer getragen haben oder (mithilfe von Händen und Füßen und Google-Translate) den Flüchtenden eine Auskunft zu geben. Es waren viele unglaublich schöne Erlebnisse und Erfahrungen, wie eine herzliche Umarmung, die ich in der Woche dort gemacht habe.“
Von seinen Erfahrungen während seines Einsatzes in Przemyśl berichtet auch Rüdiger in unserem Blog:
https://dpsg.de/de/blog/internationales/erfahrungsbericht-aus-dem-hilfseinsatz-polen
So ging es weiter
Das Projekt war zunächst bis Mitte Juni angelegt und wurde dann noch einmal bis Ende August verlängert, da der russische Angriffskrieg immer noch anhält und der Bedarf nach freiwilligen Helfer*innen in Polen nach wie vor sehr hoch ist. Neben vielen Menschen, die aus den Kriegsgebieten der Ukraine flüchten, gibt es inzwischen auch viele, die wieder in ihre Heimat zurückkehren oder in die Ukraine wollen, um Verwandte aus dem Land holen. Egal in welche Richtung der Weg geht, diese Menschen sind auch weiterhin auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen.
Den Zusammenhalt nicht aus den Augen verlieren
In ihrer Rede bei der 89. Bundesversammlung dankte Olha Dybkaliuk vom ukrainischen Pfadfinder*innenverband NOSU allen deutschen Pfadfinder*innen, die an dem Projekt teilgenommen haben und die Geflüchteten unterstützt haben. Der Hilfseinsatz als Teil der deutsch-polnischen Freundschaft leiste einen großen Beitrag „zu unserem gemeinsamen Ziel und ist ein wunderbares Zeichen der Zusammenarbeit“, so die Ukrainerin.
Mehr zur Rede von Olha gibt es hier.
Insgesamt haben rund 80 freiwillige Helfer*innen aus Deutschland an dem Hilfsprojekt in Polen teilgenommen.
Das Projekt wird gefördert von
von Charlotte Kossler – Mitarbeiterin für das Referat Öffentlichkeitsarbeit der DPSG