Pfadfinder*innen als Botschafter*innen für Menschenrechte
Ihr wisst sicher alle, dass jeder Mensch universelle Rechte hat – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, Sexualität und Alter –, die man Menschenrechte nennt. Als Pfadfinder*innen folgen wir dem Leitsatz: „Versucht, diese Welt ein wenig besser zu hinterlassen, als ihr sie vorgefunden habt.“ Das schließt neben Aspekten wie Umwelt und Natur natürlich auch das Leben der Menschen auf dieser Welt ein. Wir möchten, dass alle Menschen in Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit leben können. Daher sind Menschenrechte auch für uns Pfadfinder*innen ein äußerst wichtiges Thema.
Ein Angebot von WOSM
Die europäische Region von WOSM, dem Weltverband der Pfadfinder*innen-Bewegung, hat im Mai einen Workshop mit dem Titel „The Power of Human Rights Education“ (auf Deutsch: die Kraft/Macht von Menschenrechtserziehung) veranstaltet. Gemeinsam mit 20 weiteren jungen Menschen aus 16 verschiedenen europäischen Ländern habe ich mich dazu im Weltpfadfinder*innen-Zentrum Kandersteg in der Schweiz getroffen, um mehr über die Brücke zwischen Pfadfinden und Menschenrechten zu lernen.
Das Gespräch eröffnen

Ein Ziel der Pfadfinder*innen-Bewegung ist es, junge Menschen dabei zu unterstützen, sich zu verantwortungsbewussten und reflektierten Bürger*innen zu entwickeln, die aktiv zur Gesellschaft beitragen, sich eine eigene Meinung bilden können und für diese einstehen. Mit derzeit über zwei Millionen Pfadfinder*innen in der Europaregion hat Pfadfinden daher eine große Verantwortung, aber auch das Potenzial, jungen Menschen wichtige Themen mit auf den Weg zu geben.
Mit genau diesem Ziel vor Augen entstand das Projekt „The Power of Human Rights Education“, um aktiv den Dialog über Menschenrechte im Pfadfinden in den Verbänden Europas zu starten. Damit soll nicht nur allen Pfadfinder*innen dabei geholfen werden, über ihre eigenen Rechte Bescheid zu wissen, sondern sie sollen auch bestärkt werden, sich für die eigenen Rechte und die Rechte anderer einzusetzen und dieses Wissen weiterzugeben.
So lief das Training ab
Während des Workshops konnten alle Teilnehmenden ihr Wissen und ihre Fähigkeiten durch verschiedene Gruppenaktivitäten und Diskussionen vertiefen. Dabei wurden wir mit Materialien und Ressourcen zum Thema Menschenrechtserziehung versorgt und lernten dabei gleichzeitig einander und die verschiedenen europäischen Pfadfinder*innen-Kulturen kennen.
Am dritten Tag der Veranstaltung besuchten wir das Amt des Hohen Kommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen in Genf. Bei dieser besonderen Gelegenheit konnten wir uns mit verschiedenen Expert*innen der Vereinten Nationen aus dem Bereich Menschenrechte austauschen. Wir hatten dabei nicht nur die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen, sondern konnten auch aus deren Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit lernen.
Mit ganzem Herzen dabei

Mein persönliches Highlight der Veranstaltung waren die Motivation und der Enthusiasmus, den ich in der Gruppe erleben durfte. Alle Teilnehmenden hatten eine große Leidenschaft für das Thema Menschenrechte und das Bedürfnis, sich einzubringen und etwas zu ändern. Einige von uns durften dann ein paar Wochen später für ihre Pfadfinder*innen-Verbände auf die Europakonferenzen der Weltverbände WAGGGS und WOSM fahren und sich dort weiter für das Thema Menschenrechte einsetzen. Ich habe beispielsweise für den Ring deutscher Pfadfinder*innenverbände einen Änderungsantrag zum Thema Peace Education (auf Deutsch: Friedenserziehung) eingebracht. Frieden ist eine Grundlage für die Sicherung unserer Menschenrechte und andersherum sind Menschenrechte auch eine Grundlage für Frieden. Daher spielt Friedenserziehung für Menschenrechte und besonders auch für uns Pfadfinder*innen eine große Rolle.
In Anbetracht des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist in den letzten Monaten noch einmal deutlicher geworden, wie wichtig die Rolle von Pfadfinder*innen im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen ist. Viele Pfadfinder*innenverbände haben den ukrainischen Pfadfinder*innenverband NOSU in letzter Zeit unermüdlich unterstützt. Nicht nur finanziell, sondern auch vor Ort, zum Beispiel beim deutschen Hilfseinsatz in Polen, haben sich Pfadfinder*innen aus ganz Europa für Menschenrechte eingesetzt. Das ist ein tolles Beispiel dafür, wie wir als Pfadfinder*innen Botschafter*innen für Menschenrechte sind und dies auch in die Welt hinaustragen.

von Sophie Spickenbom – Young Delegate