Die Partnerschaft zwischen der DPSG und der Association des Scouts du Rwanda (ASR)
Was bisher geschah
Die Idee einer Partnerschaft zwischen der Association des Scouts du Rwanda (ASR) und der DPSG hat ihre Wurzeln bereits im Jahr 1978. Die Partnerschaft entwickelte und intensivierte sich und es fanden mehrere Begegnungen in Ruanda und in Deutschland statt, ebenso Jahresaktionen mit dem Thema der deutsch-ruandischen Partnerschaft.
Nachdem es zwischenzeitlich etwas ruhiger um die Partnerschaft bestellt war, setzte sich der Bundesarbeitskreis Internationale Gerechtigkeit nach einer Kontaktaufnahme durch den ruandischen IC dafür ein, die Partnerschaft wieder aufleben zu lassen. So trafen sich im Oktober 2018 zum ersten Mal interessierte Pfadfinder*innen der DPSG in Essen.
Nach einem ersten Kennenlernen ging es bereits in die intensive Vorbereitungs- und Planungsphase, denn schon 2019 sollte eine Begegnungsreise nach Ruanda stattfinden. Diese musste allerdings zunächst aufgrund der Finanzierungs- und Förderungsanträge in den Februar 2020 und etwas später in das zweite Halbjahr 2020 verschoben werden. Doch mit der Corona-Pandemie wurden auch diese Pläne durchkreuzt und die Projektgruppe wurde im August 2020 vorerst aufgelöst.
Neuer Start mit neuer Projektgruppe
Nach kurzem Leerlauf wurde eine neue Gruppe mit neuen interessierten Menschen zusammengestellt. Viele aus der ursprünglichen Gruppe hatten keine Zeit mehr oder waren ins Ausland gezogen. So kam mit einigen neuen Teammitgliedern neuer Schwung in die Gruppe und es wurde – trotz Corona – mit der Planung einer Begegnungsreise begonnen. Und ganz nebenbei wurde die Gruppe dadurch zu Profis im Pfadfinden per Laptop, denn die Treffen fanden nur virtuell statt.
Schließlich, im November 2021, konnten sich die Gruppenmitglieder zum ersten Mal live in Nürnberg treffen. Dort gab es dann die Sicherheit: Es wird eine Begegnungsreise stattfinden! Zehn ruandische Pfadfinder*innen werden im Sommer 2022 nach Deutschland reisen.
Dann stellten sich einige Fragen im Vorfeld der Begegnung: Was zeichnet Pfadfinden in Deutschland aus? Welche wichtigen Sehenswürdigkeiten gibt es in unserem Land? Wie gestalten wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe?
Gemeinsame Reiseplanung
Da von Anfang an feststand, dass nicht einzelne Personen für die gesamte Planung der Reise verantwortlich sein sollen, sondern dass jede Person in der Gruppe mitsprechen, mitplanen und mitentscheiden kann, erfolgten einige Online-Meetings mit der gesamten deutschen und ruandischen Gruppe. Sogar ein digitales Vorbereitungswochenende wurde gemeinsam mit den ruandischen und deutschen Pfadfinder*innen gestaltet. So konnten sich alle schon gegenseitig kennenlernen und ein gutes Programm für die Begegnung im Sommer ausarbeiten.
Über die Regionen, Orte und Programmpunkte haben alle gemeinsam entschieden. Dadurch gab es schon vor dem ersten persönlichen Kennenlernen die Möglichkeit zum intensiven Austausch über die Herkunftsländer, die Pfadfinder*innenkultur und die Schwerpunktsetzung während der Reise. Einer der inhaltlichen Schwerpunkte sind die Sustainable Development Goals (SDGs), auch „17 Ziele“ genannt. Für die Begegnung spielt besonders Ziel 17, „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“, eine wichtige Rolle während der Vorbereitung, aber auch auf der Reise selbst. Die Auseinandersetzung damit, wie in den Verbänden an den 17 Zielen gearbeitet wird, ist ein wichtiger Bestandteil des Austauschs.
Der finale Feinschliff des Programms erfolgte schließlich am letzten Vorbereitungswochenende im Juli 2022 in Essen.
Der Reiseplan
Im August werden sich alle in Berlin treffen und dort die Deutschlandtour beginnen. Nach einem Kennenlerntag mit Kanufahren und gemeinsamem Kochen werden zentrale und geschichtsträchtige deutsche Orte wie das Holocaust-Mahnmal und das Reichstagsgebäude besichtigt. Tags darauf ist ein Ausflug nach Potsdam und eine Besichtigung von Schloss Sanssouci geplant.
Aber natürlich will die Gruppe nicht nur als Sightseeing-Tourist*innen durch Deutschland fahren – das Pfadfinden soll nicht fehlen. Daher wird die Möglichkeit genutzt, an einem Leiter*innen-Lager des DV Paderborn, dem TENTAKEL, teilzunehmen. Dort wird es viele Workshops, Schwarzzelte, Lagerfeuer und die Möglichkeit, viele andere Pfadfinder*innen kennenzulernen, geben. Auch andere typische Dinge aus dem Pfadfinder*innenalltag wie Morgenrunden oder gemeinsames Singen werden während der Reise nicht fehlen.
Nach diesen erlebnisreichen Tagen geht es weiter nach München. Etwas stereotypisch wird die Gruppe bei einem bayerischen Volkstanzkurs mitmachen – bei dem auch die deutschen Teilnehmenden neue kulturelle Erfahrungen sammeln werden – und einen Biergarten besuchen. Nach einer kurzen Fahrt in die bayerischen Alpen und hoffentlich einem wunderschönen Wandertag bei optimalem Wetter verbringen die Teilnehmenden eine Nacht in Fischbachau.
Doch auch die schönste Begegnung muss eines Tages zu Ende gehen, sodass sie sich nach einer gemeinsamen Fahrt nach Frankfurt voneinander verabschieden müssen. Doch erst einmal ist die Vorfreude darauf groß, einander endlich persönlich, live und in Farbe zu sehen!
SDGs – Was sind überhaupt die 17 Ziele?
Um eine Zukunft zu erreichen, die frei von Armut und Hunger ist und in der alle Menschen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung haben, einigten sich die Vereinten Nationen 2015 auf einen Katalog von Zielen – 17 an der Zahl. Wichtiger Bestandteil ist unter anderem der Umwelt- sowie Klimaschutz. Die 17 Ziele stehen im Zentrum der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen und sollen bis 2030 erreicht werden.
Warum sind die SDGs ein wichtiges Thema für die Pfadfinderei?
Einer unserer Vorsätze als Pfadfinder*innen ist es, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben. Mit den 17 Zielen werden für verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens auf der Erde Ziele formuliert. Doch wie kann man die 17 Ziele in die Gruppenstunden und die aktive Pfadfinder*innenarbeit integrieren? Die Begegnungsreise ist ein Weg, um die Ziele mehr zur Sprache zu bringen und gemeinsame Anknüpfungspunkte zu finden. Eine Möglichkeit für die Gruppenstunde wäre zum Beispiel, das Methodenkarten-Set vom VCP zu den 17 Zielen zu verwenden.
Methodenkarten-Set (VCP)
Schottische Pfadfinder*innen haben diese Karten entwickelt und der VCP hat sie in Deutschland neu herausgegeben. Das Methodenkartenset stellt jedes der 17 Ziele vor. Außerdem beinhaltet es zu jedem der Ziele eine Aktivität, die man ganz leicht in der Gruppenstunde, bei einem Workshop oder auch einer Schulung umsetzen kann. Dabei werden die thematischen Inhalte leicht verständlich und spielerisch aufgearbeitet – ein guter Start für eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Zielen.
von Madlen Raum und Ulla Blind – Bundesarbeitskreis Internationale Gerechtigkeit