
Stellungnahme: Abstimmung bei der vierten Synodalversammlung des Synodalen Weges
Wir sind zutiefst enttäuscht von der gestrigen Abstimmung bei der vierten Synodalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt.
Wir sind zutiefst enttäuscht, dass der Grundtext zu den “Grundlinien einer erneuerten Sexualethik” beim Synodalen Weg nicht die nötige Mehrheit der Stimmen der Bischöfe bekommen hat (gleichwohl aber eine sehr deutliche Mehrheit der Gesamtheit der Versammlung).

In mehreren Studien zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche wurde die geltende Sexualethik als ein wichtiger Faktor benannt, der solche Taten begünstigt hat und weiterhin begünstigt. Mit der Ablehnung dieses Textes werden wieder einmal viele Menschen verletzt, deren Identität und/oder Lebensweise nicht den aktuellen Vorgaben der Sexualethik der Kirche entsprechen. Es ist eine dringend nötige Chance vergeben worden, die Lebensrealität von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen bezüglich Beziehung, Liebe und Sexualität – auch in unserem Verband – anzuerkennen und ernst zu nehmen. So bleibt jedoch die Sexualethik der Kirche bis auf weiteres völlig abgekoppelt von der Lebensrealität der meisten Menschen.
Mindestens genauso enttäuschend ist die Tatsache, dass mehrere Bischöfe nicht öffentlich dazu stehen, dass und warum sie den Text abgelehnt haben. Auch eine konstruktive Beteiligung dieser Bischöfe bei der Beratung und Entwicklung der Texte ist im Nachgang nicht zu erkennen. Das widerspricht fundamental der Art, wie wir in unserem Verband Gemeinschaft und auch unseren Glauben leben. Auf diese Weise wird sich die institutionell verfasste Kirche nicht zukunftsfähig entwickeln.
