89. Bundesversammlung der DPSG: Katholische Pfadfinder*innen setzen sich für Aufarbeitung von Machtmissbrauch ein
Das höchste beschlussfassende Gremium der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) tagte am Fronleichnams-Wochenende in Passau. Höhepunkt war die emotionale Rede von Olha Dybkaliuk, vom ukrainischen Pfadfinder*innenverband NOSU, in der sie der DPSG für die zahlreiche Unterstützung im Rahmen des Krieges in der Ukraine dankte.
Auf Einladung des DPSG-Diözesanverbands Passau fand die 89. Bundesversammlung nach zwei Jahren des virtuellen Tagens wieder als Präsenzveranstaltung mit 150 Teilnehmenden in der bayrischen Dreiflüssestadt statt.
Krieg in der Ukraine
Bei der Bundesversammlung standen über 30 Anträge und Initiativanträge sowie Wahlen auf der Tagesordnung. Emotionaler Höhepunkt war allerdings die Rede von Olha Dybkaliuk, vom ukrainischen Pfadfinder*innenverband NOSU.
Die Pfadfinderin würdigte in ihrer Ansprache die Initiativen und Projekte der DPSG, wie den Spendenaufnäher „Kein Krieg“ und den Hilfseinsatz in Polen, bei dem deutsche Freiwillige in Wocheneinsätzen den polnischen Pfadfinder*innen bei der Arbeit mit Geflüchteten helfen.
In ihrer Rede richtete sie aber auch einen konkreten Auftrag an die Mitglieder der Bundesversammlung und alle Mitglieder der DPSG vor Ort: „Zeigt euch, und bietet euch noch mehr an. Geht in die Schulen, Kindergärten, Deutsch-Integrationskurse und werbt für die Pfadfinderei, ladet ukrainische Kinder zu euren Veranstaltungen ein. […] Macht weiterhin Aktionen und macht auf euch und uns aufmerksam.“
Aufarbeitung von Machtmissbrauch
Angliedernd an den laufenden Aufarbeitungsprozess zu Machtmissbrauch und struktureller Gewalt in der DPSG, mit besonderem Fokus auf sexualisierte Gewalt und spirituellen Missbrauch, wurde von der 89. Bundesversammlung die Begleitung durch einen Aufarbeitungsbeirat beschlossen. Aufgaben des Beirats sind insbesondere die Begleitung der Zielentwicklung und deren Überprüfung während des Aufarbeitungsprozesses. Dem Beirat gehören externe Fachpersonen, Erfahrene, Vertretungen der DPSG-Ebenen, Mitglieder der Institution und Vertretungen von Dach- und Partnerverbänden an.
Der Aufarbeitungsbeirat ist bereits 2021 vom Hauptausschuss der DPSG besetzt worden. Die 89. Bundesversammlung hat den Auftrag und die Rolle des Beirats als wichtige Schnittstelle zwischen dem Verband und dem unabhängigen Aufarbeitungsteam anerkannt, sowie die verbindliche Einsetzung des Beirats durch den Beschluss bestätigt.
Kinder-Mitbestimmung in der DPSG
Die 89. Bundesversammlung setzt sich mit dem Beschluss „Weiterentwicklung der Mitbestimmung in der DPSG“ auch weiterhin für die Stärkung der Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen im Verband ein. Eine Projektgruppe – bei der auch Vertretungen der Jugendstufen beteiligt sind – soll aus den Ergebnissen der 2021 durchgeführten Evaluation mögliche Handlungsansätze und strukturelle Änderungsvorschläge erarbeiten.
Bundeszentrum Westernohe 2040
In einem Studienteil erarbeiteten die Delegierten in Kleingruppen am dritten Tag der Bundesversammlung ihre Visionen und Ideen zum Thema „Unser Bundeszentrum Westernohe im Jahr 2040“. Das Bundeszentrum der DPSG in Westernohe wurde Anfang der 1950er Jahre als Ausbildungsort und Erholungsstätte für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung gegründet und ist heute das Herz des Kinder- und Jugendverbandes. Oft wird es von den Mitgliedern auch als das „Wohnzimmer des Verbandes“ bezeichnet.
Weitere Beschlüsse
Die Jahresaktion 2024 wird sich unter dem vorläufigen Titel „Antirassismus“ damit beschäftigen, welche rassistischen Strukturen und Denkweisen in unserer Gesellschaft noch vorherrschen und auch auf Rassismus in den eigenen Verbandsstrukturen aufmerksam machen. Mit der Jahresaktion sollen die Mitglieder für diese Problematik sensibilisiert werden und so miteinander lernen, um dann ggf. einen verbandlichen und gesellschaftlichen Wandel zu beginnen.
Alle weiteren Beschlüsse sind online abrufbar.
Über die Bundesversammlung
Jedes Jahr findet eine ordentliche Bundesversammlung der DPSG statt. Die vergangenen beiden Jahre fand die Bundesversammlung aufgrund der Corona-Pandemie als virtuelle Veranstaltung statt. In diesem Jahr reisten ca. 150 Teilnehmende, darunter Delegierte, Gäste und Helfer*innen nach Passau. Die Teilnehmenden kamen auf Einladung des gastgebenden Diözesanverbandes Passau in die bayrische Dreiflüssestadt. Tagungsort war das Haus der Jugend. Annka Meyer (Bundesvorsitzende), Joschka Hench (Bundesvorsitzender) und Matthias Feldmann (Bundeskurat) leiteten die Veranstaltung, die von Fronleichnam bis zum darauffolgenden Sonntag andauerte. Zu Gast waren neben Olha Dybkaliuk unter anderem BDKJ Bundespräses Stefan Ottersbach, Gernot Knittel, Leitung des deutschen Kontingents des World Scout Jamboree 2023, sowie französische Pfadfinderinnen der Scouts et Guides de France (SGDF). Der Kontaktbischof für die DPSG, Dr. Michael Gerber, schaltete sich digital dazu, um ein Grußwort zu halten und Fragen der Versammlungsmitglieder zu beantworten.
Pressefotos der Bundesversammlung stehen auf der Website https://dpsg.de/de/kontakt/presse zur Verfügung oder können via E-Mail (pressedpsg.de (presse[at]dpsg[dot]de)) angefordert werden. Sie dürfen unter Angabe des Fotografen frei verwendet werden.
Über die DPSG
Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) ist der größte Verband katholischer Pfadfinder*innen in Deutschland. Rund 80.000 Mitglieder lernen bei gemeinsamen Abenteuern, Verantwortung für sich und für andere in der Gruppe zu übernehmen. Ziele des Kinder- und Jugendverbandes sind die Vermittlung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Dabei spielen die Grundsätze des christlichen Glaubens eine wesentliche Rolle.